Environment, Social & Governance (ESG) sind aus der Unternehmensführung nicht mehr wegzudenken. In unserer ESG-Blogserie haben meine Kollegin Nele Bienert sowie meine Kollegen Harald Evers, Dr. Tobias Moog und Thomas Rogoll bereits in den Teilen 1 bis 4 zu verschiedenen ESG-Aspekten berichtet. Dieser Teil 5 beleuchtet die Auswirkungen von ESG auf die Immobilienbranche.

Nachhaltigkeitsaspekte bei Due Diligence und in Mietverträgen

Investoren üben zunehmenden Druck auf die Immobilienbranche und Immobilienunternehmen aus, die Themen Environment, Social & Governance stärker zu beachten. Insbesondere bei der immobilienrechtlichen Due Diligence gewinnen Nachhaltigkeitsinformationen über die betreffenden Immobilien an Bedeutung.

Auch in (vornehmlich gewerblichen) Mietverträgen werden Verpflichtungen für Mieter und Vermieter zu nachhaltigem Verhalten aufgegriffen, auch bekannt unter dem Stichwort „Green Lease“. Solche Regelungen umfassen mitunter:

  • die Verpflichtung der Mietvertragsparteien, die für die Mietsache erforderliche elektrische Energie ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehenden
  • Wärmebedarf zu einem gewissen Prozentsatz durch erneuerbare Energien abzudecken
  • Renovierungs- und Baumaßnahmen nur mit umwelt- und ressourcenschonenden Materialien durchzuführen
  • Abfälle, Verbräuche und Emissionen zu reduzieren und gewisse Compliance-Standards anzuerkennen

In der Gesetzgebung stehen Nachhaltigkeitsthemen ebenfalls im Fokus, wie das jüngst im Bundeskabinett beschlossene Energieeffizienzgesetz (EnEfG) zeigt. Es soll erstmals einen sektorübergreifenden Rahmen zur Steigerung der Energieeffizienz schaffen. Daneben werden lebhaft Diskussionen rund um das neue Gebäudeenergiegesetz geführt, das bislang jedoch noch nicht in Kraft ist. Es verfolgt das Ziel, dass ab 1. Januar 2024 jede neu eigenbaute Heizung mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben wird. Allerdings sind großzügige Übergangsfristen und Ausnahmen vorgesehen. Zudem sollen bestehende Heizungen weiterlaufen und repariert werden dürfen.

Nicht zuletzt ist auch bei den Kapitalflüssen der Trend zu beobachten, dass Nachhaltigkeitskriterien eine immer größere Rolle spielen. Insbesondere bei Fremdfinanzierung sollte eine nachhaltige Bauweise jedoch noch stärker honoriert werden, um Bauherren zu entlasten.

Einsparungen – gut fürs Image und die Rendite

Auch bei der Gebäudeverwaltung gilt es, Einsparungs- und Optimierungspotenziale zu berücksichtigen. Mithilfe smarter Technologien können hierbei Verbräuche erfasst, gesammelt und ausgewertet werden, mit dem Ziel, die Flächen noch effizienter und ressourcenschonender zu nutzen und so insgesamt den Energieverbrauch zu reduzieren.

Diese Entwicklung und die stetig verschärften gesetzlichen Rahmenbedingungen stellen Gebäudeeigentümer und Immobilienunternehmen vor die besondere Herausforderung, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und zudem die Erwartungen von Investoren mit den eigenen Geschäftszielen zu vereinbaren. Gebäudeeigentümer, die ESG-Kriterien berücksichtigen, schaffen jedoch auch einen deutlichen Mehrwert: Neben der Imageverbesserung kann der Wert der Immobilie nachhaltig gesteigert werden. Außerdem kann die Reduktion von CO2-Emmissionen der Immobilie Kosten sparen und zu einer höheren Rendite führen.


Unsere Blog-Serie im Überblick:

Teil 1: ESG – was ist das eigentlich? (von Nele Bienert)

Teil 2: ESG und Due Diligence (von Harald Evers)

Teil 3: ESG bei Unternehmenskäufen im Mittelstand – multidisziplinäre Kanzleien im Vorteil (von Dr. Tobias Moog)

Teil 4: ESG und die Auswirkung auf die externe Berichterstattung (von Thomas Rogoll)

Teil 5: ESG in der Immobilienwirtschaft (von Hannah Dechert)